Autorin: Helga Kernstock-Redl
geschrieben für: Kinder, Jugendliche
Ziel und psychologischer Background: Sinn der Geschichte ist es, einem
Kind zu helfen, das mangelnde Einfühlungsvermögen eines wichtigen Menschen
schadlos überstehen zu können. Einfühlungsvermögen (Empathie) ist die Fähigkeit
zu fühlen, was ein anderer Mensch fühlt. Die neurobiologische Grundlage dafür
scheinen die „Spiegelneuronen“ zu sein. Die psychologische Empathieforschung
versucht, möglichst viel darüber herauszufinden. Denn es gibt hier große
Unterschiede je nach Situation und Mensch.
Diese Geschichte will diese Fähigkeit kindgerecht erklären. Der Kontakt mit
einem empathielosen Erwachsenen verunsichert Kinder praktisch immer in ihrem
Selbstwert. Fast zwangsläufig glauben sie, dass mit ihnen selbst etwas
nicht stimmt - die Entstehungsbedingung für Schuld-, Scham- oder
Unfähigkeitsgefühle und entsprechend belastende Selbstüberzeugungen.
Das Kind soll hören und verstehen können, dass an ihm selbst alles richtig
ist, auch wenn manche Erwachsene falsch mit ihm umgehen. Am Ende möchte die
Geschichte einen Denkprozess anstoßen in Richtung: „Wie kann ich von einem
Elternteil mit wenig Empathie trotzdem bekommen, was ich brauche?“
Ein fehlendes, störendes oder schwieriges Verhalten symbolisch von einem
Menschen zu trennen - hier dargestellt als „Ohr“, kann eine Veränderung enorm
erleichtern. Die Grundlage dafür sind das systemische „Externalisieren“ (alle
Teilegegeschichten im Webshop arbeiten damit) sowie das „Modell vom inneren
Team“ von Schultz von Thun (2004) – mit einer kleinen Anspielung an sein
nützliches „4-Ohren-Modell“.
Tipp: Bieten Sie ein gutes Modell, indem Sie selbst darüber sprechen,
wann Sie mitfühlen und wie Sie überprüfen, ob das auch tatsächlich richtig ist.
„Denken Sie laut“ (= Mentalisieren, s. Wikipedia), wenn sie sich dafür
entscheiden, diesem Gefühl zu folgen und wann es Ihnen wichtig erscheint, auf
das eigene Gefühl zu hören, auch wenn das einem anderen Menschen „fühlbar“ nicht
in den Kram passt.
Selbstüberzeugungen (SÜ) sind Gedanken über sich selbst, die belastend
sind (neg. SÜ) oder die stärken (pos. SÜ):
Ø Neg. SÜ: Ich bin schlimm, ein böses Kind. Ich bin
uninteressant, nicht liebenswert.
Ø Pos. SÜ: Ich bin ganz in Ordnung. Ich kann bekommen, was ich
brauche.
Tipps zur Optimierung der Geschichte:
Personalisieren: Man kann jede Geschichte unterschiedlich stark
personalisieren: Je mehr Ähnlichkeit zur realen Situation (z.B. Anzahl der
Familienmitglieder) und je mehr Identifikation mit der Hauptfigur, umso
berührender kann sie sein. Wenn Sie das verringern wolle, können Sie als
Hauptfiguren z.B. Wolken im Wolkenwunderland beschreiben. Das bietet für die
meisten Kinder mehr Distanzierung als eine Geschichte über ein Bärenkind.
Suchen Sie die Balance, die genau jetzt passt.
Mitgestalten: Vielleicht mag der/die ZuhörerIn mitdenken, mitreden,
Kommentare abgeben, sich weitere „Tricks“ ausdenken. Im Text finden Sie
Beispiele für eine Formulierung, mit denen Sie dazu einladen können (in
Klammer). Sie können selbst dem Bären eine angreifbare Form – als Stofftier,
Zeichnung oder riesigen Knetmassenhaufen – geben, oder ihre ZuhörerInnen
einladen, es sonst wie sichtbar zu machen.
Freie Wahl: Jede Geschichte soll nur ein Vorschlag sein und nicht Ihre
Sicht der Welt „einreden“. Damit das sicher so ankommt, bitte verschiedene
Varianten dieser Geschichte erzählen, wo unterschiedlichen Personen diese
Fähigkeit fehlt. Bauen Sie mehr distanzierende Elemente (Unterschiede zur
Lebenswelt des Kindes) ein, lesen Sie andere Geschichten zum Umgang mit
empathielosen Menschen vor oder diskutieren Sie über eine bekannte,
amerikanische Urknall-Sitcom, wo einer von 4 Wissenschaftlern zwar gutherzig,
jedoch vollkommen empathielos durchs Leben kommt. Haustiere haben
unterschiedliche Mitgefühls-Fähigkeiten, Steine haben keine…
Auch die Lösungen können bzw. sollen Sie deshalb variieren: # Sogar, wer
selbst gar keine Empathie hat, kann lernen, die Gefühle anderer Menschen zu
erkennen: durch Beobachtung, Zuhören, Fragen etc. # Von jemandem, der wie ein
gefühlloser Stein durchs Leben rollt, kann man sich guten Gewissens
distanzieren. # Und vieles mehr.
Weitere Infos im Gratis-Downloadbereich
des Online-Shops und im Buch: „Heilsame und lösungsorientierte Geschichten
suchen, sammeln, selber schreiben.“ von H. Kernstock-Redl.