Autorin: Helga Kernstock-Redl
geschrieben für: Kinder, Jugendliche
Ziel und psychologischer Background: Die Trennung von Vertrautem
stellt für viele Kinder ein Schockerlebnis dar, besonders dann, wenn sie
plötzlich und unvorbereitet eintritt. Diese Geschichte soll helfen, sie zu
verstehen und zu verdauen. Es wird hier nicht näher beschrieben, was genau der
Grund für die radikale Veränderung des Lebensraumes ist: Es könnte jede Art von
Streit sein: Scheidung, Krieg oder sonstiger Konflikt.
Kinder brauchen in jedem Fall Unterstützung. Denn je jünger sie sind, umso
größer ist die Gefahr, belastende Schlussfolgerungen über sich selbst oder über
die Welt daraus zu ziehen (belastende Selbst- oder Weltüberzeugungen). Solche
Lernerfahrungen werden häufig genera-lisiert und können die zukünftige Selbst-
und Weltsicht entscheidend beeinflussen.
Bei Scheidungen finden sich häufig Schuld- und Angstgefühle und entsprechend
negative Gedanken: »Ich bin schuld. Ich war nicht lieb, brav, problemlos…
genug.“. Vielleicht kommen negative Gefühle und Gedanken über den eigenen Wert:
„Ich bin schlecht. Ich bin nicht liebenswert. Wegen mir haben sich die Eltern
getrennt/nicht getrennt.«, vielleicht sogar Vernichtungsängste: »Es ist aus mit
mir. Mein Leben ist vorbei. Wenn sich die Eltern trennen, fühlt es sich an wie
Sterben.« Wenn Kinder wegen kriegerischer Auseinandersetzungen ihr Land
verlassen müssen, ist es natürlich schwer vorhersehbar, mit Hilfe welcher
kindlich-logischer Schlussfolgerungen sie das zu erklären versuchen. Vielleicht
ist es: „Die Erwachsenen sind böse“, möglicherweise jedoch auch: „Ich bin böse.“
Oder ganz etwas Individuelles. Fragen Sie danach, entweder direkt: „Was denkst
du darüber, dass du wegfahren musstest?“ oder indirekt: „Was könnte Gogo jetzt
von sich denken?“
Sobald Sie diesbezüglich Vermutungen haben, dann verändern Sie die Gedanken
in der Geschichte. Weitere Vorschläge zu möglichen negativen und dazu
passenden positiven Selbstüberzeugungen sowie Anregungen zum interaktiven
Erzählen finden Sie im Bereich „Kostenfrei Download“ im Webshop der Autorin.
Selbstüberzeugungen (SÜ): Gedanken über sich selbst (oder die Welt),
die belasten oder stärken:
Ø Belastende, negative SÜ: Die Erwachsenen sind gemein, sie
sind böse. Ich bin selbst ziemlich gemein, wenn ich so etwas denke. Vielleicht
bin ich schuld, weil ich nicht ganz brav war. Veränderung ist immer
schlecht.
Ø Stärkende, positive SÜ: : Ich bin gut. Mama und Papa sind gut.
Veränderungen sind manchmal gut und manchmal schlecht – und meistens gut und
schlecht gemischt. Ich bin mutig genug.
Tipps zur Optimierung der Geschichte:
Personalisieren: Sie können jede Geschichte mehr oder weniger
personalisieren: Je größer die Ähnlichkeit zur realen Situation eines Kindes,
umso berührender kann sie sein. In dieser Geschichte wir die Belastung nur sehr
vage beschrieben. Sie können diesen Teil (vielleicht mit Hilfe des Kindes) um
einige Sätze erweitern und den Konflikt beschreiben – Übertragen auf das Leben
eines Papageienkindes im Urwald.
Je mehr Unterschiede zwischen Geschichte und Leben des Kindes, desto besser
gelingt die oft überaus wichtige Distanzierung. Wird die Gogo-Geschichte einem
Mädchen in anderer Familienstruktur vorgelesen, wo der Umzug keine Veränderung
der Sprache mit sich gebracht hat, ermöglicht das der Zuhörerin mehr inneren
Abstand: „Das hat nichts mit mir zu tun.“ Auch gut. Vielleicht haben Sie Lust,
diese Geschichte einige Wochen später nochmals vorzulesen und dann ein
Paradiesvogelmädchen als eine gute Freundin von Gogo vorzustellen, der ähnliches
passiert.
Mitgestalten: Verändern Sie Details selbst oder lassen Sie den/die
ZuhörerIn mitgestalten, ganz nach Ihrer eigenen Einschätzung. Fragen Sie nach
dem Namen, den möglichen Gefühlen und Gedanken bzw. Selbstüberzeugungen der
Hauptfigur („Was könnte er da denken, was glaubst du?“) und bieten Sie weitere
Möglichkeiten der Mitgestaltung (Namen, Geschlecht, Jahreszeit ...). Oder auch
nicht.
Freie Wahl: Jede Geschichte soll nur ein Vorschlag sein und nicht Ihre
Sicht der Welt „einreden“. Damit das sicher so verstanden wird, können bzw.
sollten Sie verschiedene Varianten des Trennungs-Themas erzählen. Auch die
Lösungsmöglichkeiten oder Selbstüberzeugungen können bzw. sollen variieren,
damit klar bleibt: Es ist nur eine Geschichte. LeserInnen bzw. ZuhörerInnen
haben die Wahl, wie weit die Identifikation geht und was sie daraus mitnehmen
wollen.
Weitere Infos: im „Gratis Download“-Bereich des Webshops bzw. im Buch:
„Heilsame und lösungsorientierte Kindergeschichten“ von Helga
Kernstock-Redl.