Autorin: Helga Kernstock-Redl
geschrieben für: Kinder, Jugendliche
Ziel und psychologischer Background: Diese lange Geschichte stellt
übertriebenen, aggressiv-kämpferischen Ehrgeiz als den inneren Anteil
„Kampfzwang“ vor, der sich aus einem früher notwendigen „Kampfgeist“ entwickelt
hat. Er verursacht dem betroffenen Kind erhebliche soziale Schwierigkeiten. Der
Kampfzwang möchte eigentlich bei der Bewältigung einer nicht näher beschriebenen
Belastung helfen, indem er zum Dauerkampf ermutigt.
Doch „zu viel des Guten“ wird in der Regel zu etwas Schlechtem: Das
betroffene Kind reagiert immer mit Kampf oder wütendem Gegenangriff, selbst
dann, wenn es vorher gar keinen Angriff gab. Denn von Menschen ein einem solchen
„Kampfmodus“ werden die Aktionen der Umwelt als Angriffe verkannt. Betroffene
haben oft das Gefühl, als ginge es beständig um Leben und Tod.
Psychologische Basis ist das Modell vom „Inneren Team“ (Erklärung in den
Geschichten 014 und 015 beziehungsweise im Buch „Heilsame und lösungsorientierte
Kindergeschichten“ Kernstock-Redl): Unsere Persönlichkeit wird als „Team“
verschiedenster Persönlichkeitsanteile, Gefühle und Fähigkeiten unter der
Führung eines Oberhauptes betrachtet. Das problematische Verhalten oder Gefühl
ist wie ein außen liegender, eigenständig handelnder Teil zu betrachten. Dieser
wird in seiner guten Absicht gewürdigt und danach gestärkt. Oder er wird, wenn
notwendig, in nützliche Schranken verwiesen („Externalisierung“ als Technik aus
der systemischen Therapie).
Selbstüberzeugungen (SÜ): Gedanken über sich selbst, die belasten oder
stärken:
Ø Belastende, negative SÜ: Wenn ich schwach bin, passieren mir
schlimme Dinge. Ich bin schuld. Ich bin in Gefahr.
Ø Stärkende, positive SÜ: Ich kann vertrauen. Ich habe daraus gelernt
und ich bin gewachsen. Ich war nicht schuld. Ich bin in Sicherheit.
Tipps zur
Optimierung der Geschichte:
Personalisieren: Sie können jede Geschichte mehr oder weniger
personalisieren: Je größer die Ähnlichkeit zur realen Situation eines Kindes,
umso berührender kann sie sein. Je unterschiedlicher, desto besser gelingt die
oft wichtige Distanzierung. In dieser Geschichte entsprechen das beschriebene
Verhalten des „Baumdrachen“ und seine Familienverhältnisse genau jenen des
zuhörenden Burschen. Wird sie einem Mädchen in anderer Familienstruktur
vorgelesen, ermöglichen solche Unterschiede der Zuhörerin mehr inneren Abstand,
denn ein Kind soll sich distanzieren dürfen: „Das hat nichts mit mir zu tun.“
Auch gut. Vielleicht haben Sie Lust, diese Geschichte einige Wochen später
nochmals vorzulesen und dann den Baumdrachen als ein Mädchen vorzustellen?
Verändern Sie solche Details selbst oder lassen Sie den/die ZuhörerIn
mitgestalten, ganz nach Ihrer eigenen Einschätzung.
Mitgestalten: Textstellen in (Klammer) sind an den/die ZuhörerIn
gerichtet. Vielleicht mag er oder sie mitdenken und mitreden? Fragen Sie nach
den möglichen Gefühlen und Gedanken bzw. Selbstüberzeugungen der Hauptfigur
(„Was könnte er da denken, was glaubst du?“) und bieten Sie weitere
Möglichkeiten der Mitgestaltung (Namen, Geschlecht, Jahreszeit ...). Oder auch
nicht.
Freie Wahl: Jede Geschichte soll nur ein Vorschlag sein und nicht Ihre
Sicht der Welt „einreden“. Damit das sicher so verstanden wird, können Sie
verschiedene Varianten dieses Themas erzählen: Der Kampfzwang muss nicht die
Folge einer bedrohlichen Erfahrung sein. Vielleicht entstand er zufällig oder er
war plötzlich da. In einer anderen Geschichtenversion wurde er von einem Vorbild
gelernt. Auch die Lösungsmöglichkeiten oder Selbstüberzeugungen können bzw.
sollen variieren, damit klar bleibt: Es ist nur eine Geschichte. LeserInnen bzw.
ZuhörerInnen haben die Wahl, wie weit die Identifikation geht und was sie daraus
mitnehmen wollen.
Weitere Infos: im „Gratis Download“-Bereich des Webshops bzw. im Buch:
„Heilsame und lösungsorientierte Kindergeschichten“ von Helga
Kernstock-Redl.