Autorin: Helga Kernstock-Redl
geschrieben für: Kinder, Jugendliche
Ziel und psychologischer Background: Diese Geschichte erklärt, wie der
Umgang mit widersprüchlichen Bedürfnissen und inneren Anteilen gelingen kann.
Aus einem impulsiven Chaoshaufen wird ein richtig gut funktionierendes Team. Sie
bietet die Basis für die konkrete Arbeit mit einem störenden inneren Anteil.
Die psychologische Basis ist die Vorstellung, dass wir Menschen als Bündel
verschiedenster Ich-Zustände, den „inneren Anteilen“, verstanden werden können.
Dieses Team funktioniert nicht gut, wenn keine Führung da ist, die dafür sorgt,
dass jeder Teil zu seinem Recht kommt bzw. genau das zum Wohl der
Gesamtpersönlichkeit beiträgt, was er am besten kann. Schwierig wird es auch,
wenn einzelne Facetten der Persönlichkeit dauerhaft zu dominant werden oder
andere ganz untergehen.
Es ist entlastend und erleichtert persönliche Veränderung, problematische
Verhaltensweisen, belastende Zustände oder ungute Gefühle zu personalisieren und
damit zu „externalisieren“. Auf diese Weise sind sie nicht mehr Teil der
Identität, sondern werden symbolisch als außenliegende, eigenständige Zustände
betrachtet. Aus der Überzeugung „Ich bin ein Perfektionist“ kann dann der
Gedanke werden: „Ich habe einen Perfektionisten im Team. Woher kommt er und was
will er?“ Die Selbstbeschimpfung „Ich bin so dumm“ wird in Richtung der
nützlicheren Aussage verändert: „In mir gibt es eine selbstkritische Stimme, die
von Zeit zu Zeit selbstvernichtend wird. Sie redet mir ständig ein, ich sei
dumm. Manchmal glaube ich ihr sogar.“ Alle Teile-Geschichten von Helga
Kernstock-Redl oder in der systemischen Literatur basieren auf diesem
Modell.
Wichtig ist: Weil alle Anteile in uns „wohnen“, tragen wir trotzdem zu jedem
Zeitpunkt die volle Verantwortung dafür (oder sollten sie übernehmen lernen).
Ganz junge Kinder können ihre Innenwelt noch kaum steuern, sie erlernen es erst
im Lauf des Lebens. Doch auch Jugendliche oder Erwachsene schaffen es nicht
immer „ChefIn im eigenen Haus“ zu bleiben. Im Online-Shop finden Sie eine
Vielzahl solcher Teilegeschichten.
Tipps zur Optimierung dieser Geschichte:
Kürzen: Je jünger ein Kind, umso weniger innere Anteile sollten Sie
beschreiben. Benennen Sie dann nur die ein oder zwei dominantesten bzw.
interessantesten Teile und ihre GegenspielerInnen: Angst + Mut;
Hilfsbereitschaft + Selbstfürsorge; KriegerIn + gutes Herz; kindliche
Verspieltheit + Vernunft.
Personalisieren: Bieten Sie (oder entwickeln Sie gemeinsam mit der/m
ZuhörerIn) eine Vorstellung, die dem Gegenüber ein angenehmes und witziges
Gefühl macht: Leitstute mit Pferdeherde, König (siehe Geschichte „Ein Königreich
in der Krise“), Fußballteamchef, die Anführerin einer coolen Räuberbande,
Besitzer einer Reihe von Wesen, die mit Bällen gefangen werden und in einer
Arena kämpfen? Von der Lebenswelt des/r ZuhörerIn, durch Bücher oder beliebte
TV-Serien kann man sich gut inspirieren lassen. Dann müssen Sie nur noch die
„Pferde“ in der unten beschriebenen Geschichte durch diese anderen Teile
(RäuberInnen, SpielerInnen, Wesen) ersetzen und sie entsprechend benennen. Je
ähnlicher die Details der Welt des/der ZuhörerIn sind, umso mehr wird er/sie
sich damit identifizieren. Alles Unterschiedliche hingegen eröffnet wichtige
Freiräume und bietet die Möglichkeit, sich davon zu distanzieren.
Mitgestalten: Sie können (spätestens nach dem Vorlesen) die
problemrelevanten Teile des inneren Teams Ihres/r ZuhörerIn suchen. Manche
lassen sich nach Fernsehfiguren benennen. Ein übergroßer „Genießer“ zwingt das
Kind, „faul“ zu sein? Möglicherweise heißt dieser Anteil wie der wohlbekannte
Freund einer kleinen, frechen Biene? Fragen Sie nach, lassen Sie ihn
aufzeichnen, besorgen Sie ein Stofftier oder Symbol – falls die Idee gut
ankommt. ZuhörerInnen können beim Aussehen, der Jahreszeit, den Gedanken etc.
der Hauptfiguren mitreden. Textstellen in Klammer (...) sind solche Einladungen
an das Kind.
Freie Wahl: Viele (aber nicht alle) Menschen finden die Vorstellung
von den inneren Anteilen lustig und nützlich. Wenn sie nicht gefällt, dann
lassen Sie’s. Jede Geschichte soll nur ein Vorschlag sein und nicht Ihre Sicht
der Welt „einreden“.
In manchen Familien wird nach einer solchen Geschichte „Teile-Sprache“
gesprochen: „Liebes Kind. Ein Teil in mir versteht, dass du noch aufbleiben
willst, aber ein anderer Teil in mir ist in Sorge, dass du morgen in der Schule
sehr, sehr müde sein wirst. Ich lass heute den zweiten Teil gewinnen und am
Samstag bleibst du länger wach.“
Weitere Infos im „Gratis
Download“-Bereich des Shops und im Buch: „Heilsame und lösungsorientierte
Kindergeschichten“ von Helga Kernstock-Redl.