Autorin: Helga Kernstock-Redl
Geschrieben für: Kinder, Jugendliche
Ziel und psychologischer Background: Die Geschichte erklärt, wie sich
belastende Selbstüberzeugungen und scheinbar „unvernünftigen“ Verhaltensweisen
aus den damals durchaus vernünftigen Reaktionen auf ungute äußere Umstände
entwickeln. Falls Sie weitere, wahre Details wissen, können Sie damit die
Geschichte noch mehr personalisieren und ausbauen. Dann wird daraus
Biografiearbeit, also ein Stück Lebens-Geschichte. Oder Sie ersetzen in der
Geschichte die Hauptfigur „Kind“ durch „Vogel“ und bieten damit distanzierte,
indirekte Unterstützung (s. unten: „Personalisieren).
In dieser Geschichte kommt ein Kind von einer Familie weg, wo Gewalt an der
Tagesordnung ist. Es erlebt danach eine sichere Umgebung, doch es ist innerlich
noch gefangen in der früheren Welt. Deshalb reagiert es eine Weile noch wie
früher: ängstlich, wütend, verzweifelt. Es braucht immer geraume Zeit, bis
Betroffene sich von den früher notwendigen oder gültigen Selbstüberzeugungen und
Überlebensstrategien lösen können. Es reicht dafür nicht, vom Kopf her zu
wissen, dass sie in der aktuellen Lebenswelt keine Gültigkeit mehr haben. Nur im
Märchen kann eine Kriegerin oder das Aschenputtel aufstehen und am nächsten Tag
als starke, friedliche Königin regieren. In Wahrheit graben sich Kampf- oder
Aschenputtel-Spielregeln tief in das Gehirn ein und es dauert, sie los zu
werden. Doch es gelingt diesem tapferen Kind. Das traumapsychologische
Basiswissen dazu finden Sie in im Bereich „Infothek“ im Shop (Themen „Trauma“
und „Schuldgefühl“) und im Buch „Heilsame und lösungsorientierte
Kindergeschichten“ der Autorin.
Selbstüberzeugungen (SÜ) sind Gedanken über sich selbst, die belastend
sind (neg. SÜ) oder die stark machen (pos. SÜ).
Ø Neg. SÜ: Ich bin in Gefahr. Ich bin ein schlimmes Kind. Ich
bin schuld. Ich muss kämpfen.*
Ø Pos. SÜ: Es ist vorbei. Ich bin ein gutes Kind. Ich hatte
keine Wahl. Ich kann es schaffen und hier in Frieden leben.**
Tipps zur Optimierung:
Personalisieren: Die Geschichte soll berühren, ohne zu überfordern.
Den Anfangsteil (hier: umzuändern und an die Wohn- bzw. Lebenssituation des
zuhörenden Kindes anzupassen, ist eine einfache Möglichkeit, mehr Nähe
herzustellen: Je ähnlicher die Situation von Kind und Hauptfigur und je
detailreicher die Schilderung der Hautsymptomatik, umso wahrscheinlicher
emotionales Mitschwingen und Identifikation. Doch zu viel des Guten ist immer
schlecht: Unterschiede ermöglichen im Gegensatz dazu die ebenfalls wichtige
Distanzierung, Der/Die ZuhörerIn soll jederzeit die Freiheit haben, den Inhalt
abzulehnen: „Es ist nur eine Geschichte und hat nichts mit mir zu tun.“ In
diesem Text ist von „einem Kind“ die Rede. Eine klare Distanzierungsmöglichkeit
bieten Sie, wenn Sie die Hauptfigur im ganzen Text verändern: „Es war
einmal ein Tierkind, ein kleiner Pinguin…“ oder „Es war einmal eine Schneeflocke
im Wintermärchenzauberland, dem ging es…“. Ohne weitere Erklärung. Das Gegenüber
wird heraushören, was er oder sie in genau diesem Moment brauchen kann.
Passen Sie die Geschichte also an die aktuellen Anforderungen an: Sie können
mit noch mehr Distanzierungselementen (mit Details, die nicht übereinstimmen)
als im Text vorgeschlagen beginnen. Tage oder Wochen später passt vielleicht
eine Version, welche die Ereignisse detailreicher (Körperempfindung, Gefühl,
Aussehen, Geruch…) schildert. Dafür lebt dort der/die Kleine ganz anders als
der/die ZuhörerIn.
*Was denkt ein Kind über sich selbst, wenn es an einer solchen Situation
leidet? Gewalt hat oft belastende Selbstüberzeugungen (SÜ) zur Folge. Vielleicht
haben Sie eine Vermutung? Dann können Sie diesen Gedanken einbauen und gleich
danach die Frage stellen: „…oder was glaubst du, muss das Kind/der
Pinguin/die Schneeflocke über sich denken?“ Eine kleine Auswahl anzubieten
ist eine weitere Möglichkeit. Scheuen Sie sich nicht, Möglichkeiten offen
anzusprechen: „Vielleicht musste die arme, Kleine über sich denken: ‚Ich bin
schlecht‘. Oder vielleicht: ‚Ich bin nicht liebenswert‘. Das denken Kleine
manchmal, obwohl es ganz und gar nicht stimmt.“ Bei anderen Kindern geht es
eher um das Thema Hilflosigkeit (als neg. SÜ passt dann: „Ich bin
ausgeliefert.“)
**Jeder negativen SÜ muss später im Text die dazu passende, positive SÜ
entgegengestellt werden, damit sich eine heilsame Wirkung der Geschichte
entfalten kann. Zu den genannten SÜs passen: „... sie konnte nun denken: ‚Ich
bin gut.‘ ‚Ich bin liebenswert“ bzw. bei Hilflosigkeit: „Heute kann ich etwas
tun‘.“ Die Struktur jeder heilsamen Geschichte und eine Liste mit
möglichen belastenden und den dazugehörigen heilsamen Selbstüberzeugung finden
Sie im Bereich „Kostenfrei Download“ des Shops der Autorin.
Mitgestalten: Fordern Sie Ihre/n Zuhörer/in zum Mitdenken auf, fragen
Sie es nach Details, bieten Sie viele Möglichkeiten der Mitgestaltung.
Freie Wahl: Jede Geschichte soll nur ein Vorschlag sein und
nicht Ihre Sicht der Welt „einreden“. Falls sie nicht gefällt, lassen Sie’s. Der
beschriebene Lösungsvorschlag selbst lässt sich auch ohne die Einkleidung in
eine Geschichte vermitteln und einüben. Oder Sie lesen ganz unterschiedliche
Texte zu diesem Thema vor.
Weitere Infos finden Sie im Bereich
„Gratis Download“ des Shops und im Buch „Heilsame und lösungsorientierte
Kindergeschichten“ von Helga Kernstock-Redl.